DDR: Nach dem Wechselbad von Tauwetter und Eiszeit in den 60ern, bemühte sich die DDR um ein weltoffenes Image, um auch westdeutsche und internationale Anerkennung zu finden. Dazu gehörte auch die Förderung einer eigenständigen deutschen-demokratischen Rockmusik – deutschsprachig und nah am Leben im Sozialismus. Mitte des Jahrzehnts wurde das Klima jedoch wieder repressiver.
Ungarn: Der Gulaschkommunismus“ - die Einführung ab Ende der 60er von marktwirtschaftlichen Elementen – bescherte einen relativen Wohlstand und sozialen Frieden. Ab Ende des Jahrzehnts setzte jedoch eine leichte Rezession ein und soziale Spannungen traten wieder auf


Wichtige Bands/Stationen:

DDR

Klaus-Renft-Combo (A: Auftritt bei rund 1973): TV-Sendeformate wie rund wurden geschaffen als Plattform für Rockmusik mit starker redaktioneller Anbindung an die ideologische Jugendorganisation FDJ. Renft-Sänger/Gitarrist Peter Michael „Cäsar“ Gläser erinnert sich, dass die Livesendung rund ein am Tag vorher aufgezeichnetes Band der Generalprobe Reservekonserve bereit hielt, falls es während der Liveausstrahlung zu unliebsamen Überraschungen kommen sollte.
Die populäre und preisgekrönte Band (1) wurde 1975 aufgrund der kritischen Texten der dann nicht veröffentlichen 3. LP verboten (2). Einige Bandmitglieder kamen ins Gefängnis oder wanderten aus (3).

Wolf Biermann: Trotz Auftrittsverbot 1965 kursierten Wolf Biermanns Texte als Abschriften (4). 1976 bekam er unerwarteterweise ein Visum für eine Tournee in der BRD. Dabei wurde ihm nahegelegt, auf das Spielen von Titel wie „Stasiballade“ zu verzichten. Nach einem im West-Fernsehen übertragenem Konzert (B)1976 in Köln wurde er aus der DDR ausgebürgert. (5). Schriftsteller/innen, Schauspieler/innen und andere kulturelle Persönlichkeiten solidarisierten sich (6), auch in der Bevölkerung war die Empörung groß.

Der Sänger/Schauspieler Manfred Krug, einer der Initiatoren der Biermann-Proteste, konnte darauf hin nicht mehr arbeiten und reiste schließlich 1977 auch nach West-Berlin aus. Wie es in der Regel mit ausgereisten und ausgebürgerten Künstler/innen war, wurden seine Lieder nicht mehr im Radio gespielt und auch der Disco-Film mit Krug nicht mehr aufgeführt (C).

Ungarn

Illés (D) lebten ständig zwischen größtem offiziellen Zuspruch (mehrmalige Sieger beim Wettbewerb Tancdalfesztival, regelmässige Plattenveröffentlichungen (7) und Zensurmassnahmen - Verbot der Lieder „Sárga rósza“-Gelbe Rose über CSSR 1968; „Europa Csendes“-Europa schweigt, Verzögerungen von Veröffentlichungen u.a. kam es zum Auftrittsverbot 1970/71 nach einem kritischen Interview in der BBC. Frontmann János Brody wegen eines als sarkastisch und aufwiegelnd verstandenen Spruchs gegenüber Polizei bei einem Konzert. Illés und später János Brody solo arbeiteten stets im Spannungsfeld zwischen Zensur und deren Umgehung.

Die Radiojournalistin Zsuzsa Göczey bietet ein paar Bemerkungen zur medialen Präsenz von Rockmusik in Ungarn (E)

Beatrice: Sprachrohr der csöves („Rohrmenschen“, bezogen auf Röhrenjeans und schlauchförmige Unterführungen, in denen sie sich aufhielten) , einer Generation von verwahrlosten städtischen Jugendlichen. (8). Einerseits erlebte Beatrice Auftrittsverbote und konnte trotz der großen Popularität zunächst keine Platte veröffentlichen. Andererseits wurde gezielt versucht, die Band zu vereinnahmen (und vielleicht dadurch bei ihrem rebellischem Kernpublikum zu diskreditieren): die Band trat mit damaligen Megastars Omega und Locomotiv GT im Kiss-Stadion (dokumentiert auf einer Live-LP) auf und war Gegenstand einer TV-Dokumentation über die junge Generation (F).

Spions: Die Punkpioniere (G) provozierten durch konfrontative Performance, antikommunistischen Texten, die auch mit dem Tabu des Nazismus spielten (9) 1978 emigrierten Péter Hegedüs (heute Peter OGI) und Gergely Molnar angesichts Überwachung durch III/III und limitierter künstlerischer Perspektiven in den Westen.