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Bis Mitte der 60er
hatte die Beatmusik aus dem Westen die Herzen der sozialistischen Jugend
erobert. Besser diese westlich beinflusste Musik unterdrücken oder
eine eigenständige Jugendkultur fördern? János Kádár,
Generalsekretär der ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, verkündete
den „Drei-T-Plan“: 'támogatás' (fördern),
'tures' (dulden), tiltás (verbieten). Während Mitte des Jahrzehnts
in Ungarn und der DDR geduldet und sogar gefördert wurde, überwogen
spätestens ab1968 (Einmarsch in Prag) verbieten und verhindern. Wichtige Bands/Stationen: Ungarn und DDR Reglementierung der Rockmusik: In vielen sozialistischen Ländern wurden analoge Institutionen gegründet und Verfahren implementiert, um Rockmusik zu kontrollieren. Pflicht war es in Ungarn wie in der DDR für Bands, die eine Spielerlaubnis für öffentliche Auftritte wollten (1), dass sie sich einer Einstufung unterziehen. Repertoire und Auftreten der Band wurden auf Tauglichkeit für die sozialistische Jugend geprüft. (A) DDR Deutschlandtreffen Mai 1964: Hier inszenierte sich die DDR vor allem für junge Menschen aus West und Ost als das „bessere Deutschland“. Etablierung des Jugendsenders Deutschlandtreffen (DT) 64, Auftritte von Beatbands (2) und eines kritischen jungen Bardens namens Wolf Biermann, festgehalten in dem DEFA-Dokumentarfilm Drei Tage im Mai (B). The Butlers: Toleranz wich der Verteufelung der Beatmusik, als es zu Ausschreitungen bei einem Konzert der Rolling Stones im September 1965 in der West-Berliner Waldbühne kam. Die erfolgreiche Leipziger Beatgruppe The Butlers (mit dem späteren Renft-Bassisten Klaus Renft) (3) wurde einer der ersten Opfer dieser Kehrtwende – Ende Oktober 1965 wurde die Combo verboten (4). Das löste eine Spirale von Protestaktionen (Leipziger Beatdemo, 5) und stärkeren staatlichen Repressionen aus. Zentralkomitee Plenum Dezember 1965 (4): Bei dieser politischen Sitzung wurden Musikern/innen, Filmemacher/innen, Autor/innen und anderen Künstlern „Nihilismus“, „Skeptizismus“ und „Pornografie“ vorgeworfen. Aber auch die Kulturbehörden erhielten ein vernichtendes Urteil. Konsequenz: Verbot von Büchern, Theaterstücken und Filmen. Darunter Der Frühling braucht Zeit, in der die Beatcombo Franke-Echo-Quintett einen Auftritt absolviert. (C) Ungarn Kex: Die populäre Happening-Band Kex konnte bei der staatliche Plattenfirma MHV (Hungaroton) nur eine Single veröffentlichen, trat aber in einigen Filmen auf (D). Frontmann János Baksa Soós konnte kaum noch Texte beim 'sanszon bizottság' (Liedkomitee) durchsetzen, sah sich zunehmend Polizeimassnahmen und Überwachung durch die III/III-Behörde des Innenministeriums (Stasi) ausgesetzt. (7). Er verließ Anfang der 70er Ungarn und lebt seit etwa 30 Jahren in (West)-Berlin.(E) Sakk-Matt:
Auch die von der Jugend gefeierte Gruppe Sakk-Matt wurde von Hungaroton
(bis auf eine Single), Radio und Fernsehen ignoriert und Gitarrist/Frontmann
Béla Rdaics von III/III überwacht. (8,9). |